Die Denkmäler
Die sieben Großsteingräber des Arnkielparks
Mit der archäologischen Landesaufnahme (LA) der vor- und frühgeschichtlichen Denkmäler und Fundstätten des Landes Schleswig-Holstein bekamen die sieben Großsteingräber die Bezeichnungen „Munkwolstrup LA 28-34“ (siehe Karte). Die archäologische Landesaufnahme folgte dabei der bereits 1963 von Jakob Röschmann in seinem Buch „Die Vorgeschichte des Flensburg“ gewählten Benennung (s. u.). Es handelt sich bei den Objekten sämtlich um jungsteinzeitliche megalithische Grabstätten der nordischen Trichterbecherkultur (4.200 – 2800 v. Chr.), wie sie vornehmlich in einem relativ kurzen Zeitraum von ca. 3500 – 3200 v. Chr. errichtet wurden. Zu ihrem Bau nutzte der vorgeschichtliche Mensch das von der letzten Eiszeit oberflächlich als Moränengeschiebe zurückgelassene Gestein – sowohl mehrere Tonnen schwere Findlinge als auch kleinere Feldsteine. Große Findlinge fanden bei der Errichtung von Grabkammern und zur Einfassung der dafür aufgeworfenen Erdhügel Verwendung, Feldsteine wurden je nach Form zum Auffüllen von Lücken und Zwischenräumen gebraucht.
Die umfangreichsten Informationen liefert uns das 2000 – 2002 archäologisch erforschte Langbett LA 31. Bei J. Röschmann findet sich 1963 auf S. 440 noch folgende kurze Notiz:
„Riesenbett 31. Mit Heidekraut, Ginster und Gras bewachsen, lange wallartige Erhöhung mit stark zerwühlten Rändern. Am Südende ist noch ein Randstein vorhanden, und am Nordende stehen noch 2 große Findlinge. Lge 76; Br 12-14; gr H 1,80 m.“
Mit der archäologischen Untersuchung wurde es trotz der offenbar mehrfach und wiederholt stattgefundenen Zerstörungskampagnen des Objektes möglich, seine einstigen Abmessungen anhand von erkenn- und deutbaren Spuren im Boden recht präzise zu ermitteln. Das Ergebnis lautet, dass der Steinrahmen des einstigen Riesen- oder Langbettes eine langrechteckige Form hatte. Die Maße betrugen 65 m x 8 m, wobei die Breite am südlichen Ende z. T. in Richtung auf 9 m tendierte, am nördlichen Ende hingegen 8 m bisweilen leicht unterschritt. Diese geringfügigen Abweichungen sind möglicherweise auf zeitlich unterschiedliche Bauphasen am Riesen- oder Langbett zurückzuführen.
Es konnten mit Sicherheit zwei Bauphasen erkannt werden. Argumente hierzu liefert eine in der Mitte des Langbettes „in situ“ stehende Steinreihe, die in der vorgefundenen Position auch in die Rekonstruktion übernommen wurde. Während im südlichen Teil keine Grabstätten eindeutig erkannt werden konnten – zu vermuten sind in diesem Bereich einige „nichtmegalithische“ Gräber, deren Überlieferungschancen aber gering sind –, war es möglich, im nördlichen Teil zwei Steinkammern im Befund zu sichern. In beiden Fällen handelt es sich um sogenannte Dolmenkammern des Typs „erweiterter Dolmen“, deren eine den Zugang auf der östlichen, die andere den Zugang auf der westlichen Langseite des Großsteingrabes besaß.
Zur Erklärung: Die Bezeichnung „Dolmen“ wird aus dem keltisch-bretonischen Sprachbereich hergeleitet und kann mit „Steintisch“ übersetzt werden. Diese Bezeichnung umschreibt bildhaft den Eindruck einer ohne Aufhügelung frei dastehenden megalithischen Kammer, meist bestehend aus einer geringen Anzahl von Tragsteinen („Orthostaten“) und überwiegend ein bis zwei Decksteinen, die aufgrund ihrer Größe den Eindruck des Steintisches hervorrufen. Der „erweiterte Dolmen“ ist die in Nordeuropa und besonders in Schleswig-Holstein am häufigsten auftretende Form.
Wie angesichts der vorgefundenen Überlieferungssituation nicht anders zu erwarten, konnten im Rahmen der Ausgrabung nur wenige Funde geborgen werden. Mit ihnen handelt es sich sowohl um prähistorische, aus der Zeit der Erbauung und Nutzung des Objektes stammende Artefakte wie beispielsweise Keramikscherben der Trichterbecherkultur und sogenannte querschneidige Pfeilspitzen aus Feuerstein, als auch solche, die mit den unterschiedlichen Zerstörungskampagnen neuerer Zeit – zerschlagene Gefäße, Glasscherben, Metallfragmente und eiserne Spaltkeile der Steinschläger – in den Boden gelangten.
Nachstehend werden in Nordsüd-Richtung aufgezählt die weiteren sechs Großsteingräber kurz charakterisiert. Dies geschieht in Abgleich mit der katalogmäßigen Erfassung der Objekte von 1963 durch Jakob Röschmann (siehe Literaturverzeichnis) und im Hinblick auf den aktuellen, anlässlich einer im Frühjahr 2018 durchgeführten Begehung festgestellten Zustand.
Munkwolstrup LA 28
Röschmann 1963: „Riesenbett 28. Stark zerwühlter länglicher Erdkern, in dem noch 19 Findlinge liegen, mit Heidekraut, Ginster und Gras bewachsen. Lge 45; Br 12; H etwa 1,20 m.“
Begehung 2018: Objekt ist mit ausgewachsenen Bäumen bestanden und weist einen durchgehenden rasenartigen Bewuchs auf. Vereinzelt sind inselartige Farnbestände zu erkennen.
Munkwolstrup LA 29
Röschmann 1963: „Riesenbett 29. Lange, stark zerwühlte wallartige Erhöhung mit abgesetzten Rändern, in der noch 15 Findlinge liegen, mit Ginster, Heidekraut und Gras bewachsen. Lge 74; Br 19; gr H 1,70 m.“
Begehung 2018: Objekt ist mit ausgewachsenen Bäumen bestanden und weist einen durchgehenden rasenartigen Bewuchs auf. Vereinzelt sind inselartige Farnbestände zu erkennen.
Munkwolstrup LA 30
Röschmann 1963: „Riesenbett 30. Breiter langer Erdwall, besonders an den Rändern stark zerwühlt, mit Heidekraut, Ginster und Gras bewachsen. Von den 14 Findlingen ragen die beiden größten am Südende etwa 2 m aus der Erde. Lge 53; Br 22; gr H 2,80 m.“
Begehung 2018: Das Objekt weist einen dichten, ausgewachsenen Baumbestand auf und trägt einen Trampelpfad. Der Bewuchs ist besonders unter den Bäumen rasenartig, im freier gelegenen nördlichen Teil dagegen dichter Farnbestand.
Munkwolstrup LA 32
Röschmann 1963: „Riesenbett 32. Kräftig hervortretende längliche Erhöhung, an der noch 8 Seitensteine und 2 Endsteine im W liegen, in der Mitte ein größeres Grabungsloch mit Steinsplittern von zerschlagenen Findlingen, mit Dornbusch, Ginster und Gras bewachsen. Lge 32; Br 14-15; gr H etwa 1,30 m.“
Begehung 2018: Das Objekt ist nach der Beseitigung von Windbruchschäden weitgehend baumfrei und weist einen dichten Bewuchs durch Farne auf. Am westlichen Ende entwickelt sich ein Weißdorn.
Munkwolstrup LA 33
Röschmann 1963: „Riesenbett 33. Stark zerwühlte längliche Erhöhung mit Dornbusch, Vogelbeeren und Ginster bewachsen, außer einem größeren Findling am Ostende sind noch 6 Seitensteine vorhanden. Lge 31; Br 12-14; gr H etwa 1,60 m.“
Begehung 2018: Buschwerk mittlerweile zu Baumbestand durchgewachsen.
Munkwolstrup LA 34
Röschmann 1963: „Steingrab 34. Rundhügel mit abgesetzten Rändern und einem Grabungsloch in der Mitte von ca. 5×4 m Dm, in dem noch Reste von zerschlagenen Findlingen liegen, Hügelerde am Grabungsloch durchsetzt mit verbranntem Flint, mit Ginster, Gras und 2 hohen Vogelbeerbäumen bewachsen. Dm 21; H etwa 2 m.“
Begehung 2018: Nach Entfernung des durch Sturmschaden vernichteten ausgewachsenen Weißdornbestandes hat sich fast flächendeckend ein umfangreicher Holunderbestand angesiedelt, der auf Rat von Naturschützern erhalten wird. Darüber hinaus ist die Hügeloberfläche rasenartig bewachsen.